Als augenzwinkerndes Hallo! an die starke bayrische Bevölkerungsgruppe in Chiclana und Umgebung gebe ich hier Auszüge eines Artikels aus "Die Zeit" vom 15.09.2016 wieder, der von Marie Schmidt verfasst wurde.
"Servus, Tscharlie!
Die schönste Figur, die der verstorbene Regisseur Helmut Dietl je geschaffen hat, war seine erste: Tscharlie. Seit 1974 wollen Männer sein wie der grandiose Stenz aus den »Münchner Geschichten«.
Die schönste Figur, die der verstorbene Regisseur Helmut Dietl je geschaffen hat, war seine erste: Tscharlie. Seit 1974 wollen Männer sein wie der grandiose Stenz aus den »Münchner Geschichten«.
Ja, gibt es denn solche Männer noch? In einer der genialsten Szenen mit dem Tscharlie sitzen drei Typen in Wildwestklamotten nach einer Faschingsparty an der Isar. »So schön war’s überhaupt noch nie«, sagt der Tscharlie und der Gustl: »Wenn man denkt, dass dann auf amoi ois vorbei is.« »Ja mei«, so der Achmed und der Gustl: »So is des im Leben, zuerst is scheen, dann is auf amoi ois vorbei.«Tscharlie, finster: »Heut is Samstag, morgen is Sonntag und übermorgen is Montag. Zwoa Tag noch.« »Scheißversicherung«, sagt der Gustl und: »Scheißtaxi«, der Achmed. Da wird es dem Tscharlie zu viel Angestellten-Gejammer, und er fängt zu spinnen an: »Zwoa Tag noch bis Sacramento. Ich geh allein auch, miteinander wär’s natürlich schöner, aber ich geh allein auch.« Also gehen die Freunde auf ein Abenteuer und kehren erst Tage später wieder nach Hause zurück, wobei sie über die Innenstadt von München nie hinauskommen.
Sehen Sie hier die Folge »Der lange Weg nach Sacramento« aus den »Münchner Geschichten«
Das war 1974. Die Serie über den coolen Hund Karl Häusler, genannt »der Tscharlie«, hieß Münchner Geschichten und lief im Fernsehen des Bayerischen Rundfunk im Regionalprogramm. Eine Reichweite von heute kaum mehr vorstellbarer Bescheidenheit. Regisseur und Drehbuchautor der Serie war ein noch unbekannter Debütant namens Helmut Dietl. Und der dreißigjährige Schauspieler Günther Maria Halmer spielte darin seine erste Fernsehrolle. In den folgenden Jahrzehnten wurde Dietl einer der größten deutschen Filmemacher seiner Zeit, und Halmer blieb ein verlässlich wiederkehrendes Gesicht des deutschen Fernsehfilms. Aber die Sprüche seiner ersten Rolle zitieren die Leute immer noch. Die Serie ist unzählige Male wiederholt worden, es gibt sie auf DVD, und viele Fans von damals leben jetzt in Berlin und anderswo. Man kann die Spuren des Tscharlie also nicht nur in München, sondern republikweit an vielen nicht mehr ganz jungen Männern ausmachen, die sich etwas von ihm abgeguckt haben: den Schlendergang, das Bubenlachen, ein locker hingehauenes »Logisch!« Unter all den glamourösen Figuren, die Helmut Dietl in seinen Filmen geschaffen hat, ist diese erste vielleicht die hinreißendste. So wie der Tscharlie wollte man einfach sein. Immer. Gäbe es nicht heute mehr Gründe denn je, es zu versuchen?"
Tja, der damalige Darsteller des "Tscharlie", der heute bekannte deutsche Fernsehschauspieler Günther Maria Halmer hat es geschafft. Seine vielfältigen Engagements haben ihn zu einem wohlhabenden Mann gemacht.
Aber was ist wohl aus dem Stenz "Tscharlie" geworden? Hat er es auch geschafft oder vegetiert er irgendwo auf dieser Welt am Existenzminimum und will immer noch nicht wahrhaben, dass er sich bei all seinem coolen Freiheitsdrang auch einmal hätte rechtzeitig um seine Existenzsicherung kümmern müssen, keine krummen Geschäfte machen und sich nicht nur für den Überlegenen halten dürfen. Ihm bleibt in Deutschland heute nur Hartz IV und deshalb will er dort auch nicht mehr hin. Kein Vorbild, der Tscharlie, aber eine arme Sau. Oder, wer weiß, er ist vielleicht ja immer noch unterwegs nach Sacramento...
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