Sonntag, 9. März 2014

Ein Sonntagsausflug der besonderen Art

Am Freitag saß einer am Stammtisch, der viel über seine Vergangenheit und wenig über seine Gegenwart und Zukunft erzählte. Dennoch reichte es zu einer haarsträubenden Geschichte. Diese will ich erst einmal wiedergeben, soweit ich sie verstanden habe, damit man den Rest versteht:
Jemand kauft von einem anderen ein riesengroßes Grundstück und bezahlt nicht den Preis. Stattdessen "verkauft" er das Land als Parzellen und nennt es Atlantic Park. Das ist so eine Art Resort und es entstehen 13 Holzhäuschen darauf, die putzig aussehen, auch wenn sie etwas nah an der einzigen Durchgangsstraße weit und breit stehen.
Da der ursprüngliche Eigentümer sein Geld über Jahre nicht bekommt, der sogenannte Käufer also nicht bezahlt, aber das Geld von den Käufern der Parzellen erhält, die fleißig und über Jahre Häuser darauf bauen, zieht der ursprüngliche Eigentümer gegen den "Käufer" vor Gericht.
Von dort wird die Polizei zur Ortsbesichtigung geschickt und stellt fest, dass dort 13 illegal, also ohne Baugenehmigung usw. errichtete Häuser drauf stehen. Ein in Spanien seltener Vorgang entwickelt sich: Für alle 13 Häuser ergeht eine Abrissverfügung. Der sog. "Käufer" ist mit seinem Geld längst über alle Berge, man sagt, er sitze im Oman, also unerreichbar für die spanische Justiz; die illegalen Häuslebauer werden mit rund 3000€ "Entschädigung" abgespeist, sind z.T. hochbetagt und stehen nun vor dem Nichts. Die Häuser werden abgerissen.
Soweit die haarsträubende Geschichte. Man würde den Kopf schütteln und hoffen, dass man selbst hier alles richtig gemacht hat.
Wäre da nicht der Mann am Stammtisch, der erzählt, er habe das exklusive Recht vom Eigentümer zugestanden bekommen, für einige Tage während der Abrissarbeiten Pflanzen aus den ehemaligen Gärten zum privaten Gebrauch in eigenen Gärten ausgraben und mitnehmen zu dürfen.
Das bietet er auch mir an und bringt vor, schon einigen seiner Kumpels aus dem Dunstkreis des deutschen Vereins damit große Freude bereitet zu haben. Ich reagiere zunächst zurückhaltend, kontaktiere aber samstags meinen Freund Karl-Heinz, weil dieser sich erboten hatte, mir den Weg zu den Pflanzen letztlich zu ebnen. Also verabredet man sich, Karl-Heinz und Gabi holen mich ab und wir treffen uns mit dem Mann vom Stammtisch, der die Genehmigung zur Plünderung des Pflanzenbestandes besitzt oder besaß.
Dann fahren wir mit drei Autos ca. 50 Kilometer in Richtung Tarifa und biegen von der großen Durchgangsstraße nur etwa 20 Meter nach rechts ab, um schlagartig vor einem verschlossenen Eisentor zu stehen. Davor steht ein BMW, dessen Insassen das Hausrecht soeben ausgeübt  und die Anlage verschlossen haben. Der Mann vom Stammtisch erreicht im Gespräch keine Öffnung. Von einer Genehmigung durch den Eigentümer kann also keine Rede sein. Wir stehen vor verschlossenem Tor und dahinter kann man Abbrucharbeiter am Sonntag arbeiten sehen.
Karl-Heinz schaut betreten auf seine Füße, raucht hektisch, der Mann vom Stammtisch entwickelt lebhaftes Telefonieren ohne Anschluss zu bekommen.
Sollte ich da etwa einem Maulhelden aufgesessen sein, wie sie ja im deutschen Verein mehr die Regel als die Ausnahme sind? Als ich einwende, dass jedes Betreten dieses Grundstücks auch bei geöffnetem Tor ohne ausdrückliche und nachvollziehbare Genehmigung doch Hausfriedensbruch sei und die Wegnahme von irgendwelchem Inventar doch wohl Diebstahl sei, erklärt man mir, hier sei doch Spanien! Mein Rechtsgefühl sagt mir, dass auch in Spanien ähnliche Gesetze wie bei uns herrschen und dass es schon einer gehörigen Portion deutscher Arroganz und Großmannsucht bedarf zu glauben, man könne sich darüber einfach hinwegsetzen.
Ein Ausflug am Sonntagnachmittag über 100 Kilometer, den ich lieber nicht unternommen hätte. Ich drehte mein Auto um und fuhr nach Hause.






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