Also Barcelona war der berühmte "Schuss in den Ofen". Ich kam nämlich so spät dort an, dass ich die beabsichtigte kleine Stadtbegehung nicht mehr geschafft habe. Und das kam so:
Ca. 30 Kilometer vor Barcelona platzte mir der Reifen hinten rechts. Das Auto blieb normal auf der Straße, aber es entstand ein so großer Lärm, dass ich auf den Standstreifen fuhr um nachzusehen. Schließlich, nach dem ich noch ca. 300m langsam gerollt war, befand ich mich in der etwas sicherer wirkenden Standspur einer Ausfahrt. Die Standstreifen auf spanischen Autobahnen sind nämlich deutlich schmaler als bei uns und deshalb ist man froh, wenn man zwischen sich und den fließenden Verkehr ein wenig mehr Abstand legen kann.
Der Reifen war platt und schon ordentlich durchgewalkt. Was war zu tun? Mit meinem spärlichen Spanisch wagte ich nicht die nächste Notrufsäule aufzusuchen. Auch der telefonische Kontakt mit der Mercedes-Benz Service-Hotline erwies sich als ein gangbarer, aber, wie man mir dort sagte, auch kostspieliger Weg der Rettung.
Da fiel mir ein, dass ich schon seit 40 Jahren ADAC-Mitglied bin und jährlich einen Auslandsschutzbrief bezahle, den ich freilich noch nie in Anspruch nehmen musste. Um es kurz zu machen, der ADAC hat geholfen, und zwar zügig. 20 Minuten nach meinem Anruf war der Abschleppdienst da. Man rief mich zurück und erklärte mir, dass man zwei Ausfahrten weiter einen Reifendienst gefunden habe, der geöffnet habe am Samstagnachmittag und der meine Reifengröße vorrätig habe. Mir wurden sogar zwei alternative Fabrikate zur Auswahl angeboten. Da ich noch mit Winterreifen unterwegs war, blieb mir nichts anderes übrig, als hier zwei neue Sommerreifen zu kaufen. Denn Winterreifen kann man hier nicht kaufen. Da ich zu Hause ja intakte Sommerreifen habe, entschied ich mich für die billigeren Reifen der Marke Mombat, einem spanischen Eigengewächs, das man bei uns nicht kennt.
Nette Monteure kümmerten sich relativ rasch um mein Problem, andere, angemeldete Kunden wurden verschoben und meine neuen Reifen wurden montiert. Dabei stellte sich heraus, das der kaputte Reifen sehr lange gewalkt hatte. Sein Innenleben hatte sich zu Pulver aufgelöst, so dass seine Seiten bald zerfetzt worden wären. Dies war vermutlich geschehen, weil ich schon in Frankreich beim Ausfahren aus einer Raststätte gegen eine enge Wegbegrenzung gebumst war, so dass der Reifen stark anschlug. Vielleicht war das die Ursache.
Aber beim ADAC wies man mich noch auf eine andere Möglichkeit hin, als man fragte, ob ich kurz vorher in einer Raststätte gewesen sei. Und richtig, wenige Minuten, bevor der Reifen sich verabschiedete, war ich aus einer Raststätte gekommen, wo ich zu Mittag gegessen hatte. Mein Auto hatte ich zwar bis auf wenige Minuten im Blick, aber da könnte es passiert sein. Erstaunlich war nämlich, dass wenige Minuten, nachdem ich liegengeblieben war, ein Auto vor mir anhielt und zurücksetzte. Es entstieg ein Mann mittleren Alters mit einer Warnweste, so wie ich sie auch trug und bot mir an, mich abzuschleppen. Ich lehnte höflich ab, aber er wollte das zuerst gar nicht einsehen. Schließlich machte er sich aber doch davon. Der ADAC-Mitarbeiter meinte, dass solche Autopiraten auf spanischen Autobahnen, besonders aber auf dieser Touristenroute das ganze Jahr über aktiv seien, ich solle stets das Auto verschließen und niemanden der sich nicht ausweise daran lassen, sonst sei ich im Nullkommanix ausgeraubt.
Welche Möglichkeit zutrifft, kann ich letztlich nicht mit Sicherheit sagen, aber es führte zu meiner Ankunft im Hotel in Barcelona gegen Abend. Da war nicht mehr viel zu sehen und als ich mich endlich eingerichtet und mit Christa geskypt hatte, war nur noch Zeit, um etwas zu essen zu suchen.
Das war allerdings ohne Probleme, denn ich stellte fest, dass ich in dem bekannten Altstadtviertel um die Avenida del Born gelandet war. So konnte ich noch ein paar illuminierte Plätze, Springbrunnen und Kirchen bewundern. Ich fand die erwünschten Tapas in grandioser Qualität, fand den vino tinto und konnte nach diesem aufregenden Tag ruhig einschlafen.
So, das ist jetzt etwas länger geworden, als ich wollte, aber es gab ja auch einiges zu erzählen. Heute bin ich in Denia an der Costa Blanca. Soweit ich das heute erwandern konnte, ist das ein hübsches und properes Städtchen, in dem man von einer spanischen Wirtschaftskrise nichts spürt, vielleicht außer den geschlossenen Immobilienmaklerbüros, von denen ich einige sah. Die Menschen gehen gut gekleidet am Sonntag in der Sonne bei 16 Grad spazieren und sind dabei eingepackt wie bei uns, wenn es friert. Dennoch sitzt man auch abends (wie in Barcelona) dick eingemummelt draußen in den Straßencafés und isst und trinkt. Die Stadt hat einen ansehnlichen Seehafen und riesige Yachthafenbereiche. Sie liegt am Fuß eines Bergrückens, der sich in der Nähe bis zum Meer erstreckt. Es gibt eine Burg und ein Altstadtviertel, in dem ich heute Abend ein Restaurant suchen werde.
Von einem Städtchen, in dem die Straßenbäume Orangen und Pomeranzen sind, gibt es nun noch einige Bilder.
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